Small Talk: Komm auf den Punkt – oder doch nicht?
Ein dringend anberaumtes Meeting mit den US-amerikanischen Kolleg*innen steht an. Fast alle sind schon anwesend, Sie suchen Ihren Platz und werden von einer Kollegin angesprochen. Diese verwickelt Sie in ein banales Gespräch. Sie sind etwas irritiert und würden eigentlich gern Ihre Unterlagen noch einmal durchgehen. Denn dieses Geplänkel führt doch zu nichts! Oder doch?
Small Talk wird unterschätzt
Vor allem hier in Deutschland herrscht die Ansicht, dass Small Talk meist überflüssig ist. Aber Small Talk ist viel mehr als nur ein Pausenfüller. In unverbindlichen Gesprächen möchten Ihre Gesprächspartner*innen mehr über Sie erfahren. Daher sollten Sie keine Scheu haben, auch private Sachen von sich Preis zu geben. Auch wenn es sich für Sie eventuell ungewohnt anfühlt: Small Talk ist wichtig, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.
Small Talk dient dazu, die Gesprächspartner*innen kennen zu lernen. Man will Gemeinsamkeiten herausfinden, um eine Grundlage für die weitere Zusammenarbeit zu schaffen. Das bedeutet nicht, dass Sie im Small Talk den Alleinunterhalter geben müssen. Ihre Gesprächspartner*innen wollen jedoch gerne einen Eindruck von dem Menschen hinter der E-Mail-Signatur oder dem Zoom-Bildschirm erhalten. Denn man kann deutlich besser zusammenarbeiten, wenn man den Anderen näher kennt.
Aber immer über das Wetter reden?
In Deutschland kommt man gerne direkt zum Punkt und empfindet zwanglose Gespräche oft als Zeitverschwendung. Außerdem herrscht häufig Ratlosigkeit über mögliche Themen. Wahrscheinlich fällt Ihnen auch als erstes Small-Talk-Thema das Wetter ein. Denn klar, zum Wetter lässt sich immer etwas sagen. – Theoretisch stimmt das. In der Tat ist dieses Thema aber vollkommen unpersönlich und kaum einer hat wirklich Lust, sich darüber zu unterhalten. Doch es gibt so viel mehr Themen, die sich anbieten.
Gemeinsamkeiten schaffen
Ziel von Small Talk ist es, gemeinsame Interessen zu finden oder sonstige Gemeinsamkeiten herzustellen. Wissen Sie überhaupt, woher Ihr Gegenüber kommt? Kennen Sie die Gegend, sind Sie vielleicht selbst schon einmal dort gewesen und wissen z. B. etwas über das dortige Essen? Dann gehen Sie darauf ein.
Über Gemeinsamkeiten schafft man eine gemeinsame Basis, auf der Vertrauen wachsen kann. Es kommt hier nicht darauf an, die Gesprächspartner*innen mit seinem Witz oder Charme zu beeindrucken, sondern es geht darum, einige Facetten der Person kennen zu lernen. Die wichtigste Zutat hierfür ist echtes Interesse. Erstaunlicherweise hat sich gezeigt, dass Menschen ein Gespräch als besonders gut empfinden, wenn sie selbst einen hohen Redeanteil haben. Machen Sie sich dies zunutze, stellen Sie Fragen und – ganz wichtig – hören Sie zu! Oft lassen sich so auch weitere Gemeinsamkeiten finden.
Die 5 besten Tipps für Small Talk mit ausländischen Gästen
- Das Gastland: Wo sind Sie gelandet? Haben sie schon etwas von der Stadt gesehen? Was gefällt Ihnen hier? Haben Sie schon typisches deutsches Essen probiert?
- Das Heimatland: Gibt es etwas, was Sie vermissen? Oder sind Sie selbst vielleicht schon einmal in das Herkunftsland des Gastes gereist bzw. kennen es aus anderen Zusammenhängen?
- Die Familie: In den meisten Kulturen der Welt ist die Familie nicht komplett unabhängig von der eigenen Person zu sehen. Fragen nach der Familie sollten Sie nicht ausweichen, denn sie geben dem Gegenüber einen wertvollen Hinweis darauf, mit was für einem Menschen sie es zu tun haben.
- Vorsicht: Manche Themen sind für Small Talk nicht geeignet. Dazu gehören in vielen Gesellschaften Politik, Religion und Gesundheit. Diese Themen sollten Sie daher eher meiden.
- Vorsicht: Fragen nach dem Herkunftsland, die mit „Stimmt es, dass…“ beginnen, sind selten eine gute Idee. Sie drücken in der Regel lediglich Vorurteile aus, und drängen den Gegenüber dadurch oft in eine Verteidigungshaltung.
Bleiben Sie beim Small Talk locker, legen Sie nicht unbedingt jedes Wort auf die Goldwaage und hören Sie ehrlich interessiert zu. Dann steht einem guten Gespräch nichts im Wege!