Methoden interkultureller Trainings: Das KPS-Modell

Eine Methode, die in vielen interkulturellen Trainings Anwendung findet, ist die Arbeit mit Fallstudien. Eine typische Situation wird beschrieben und die Teilnehmenden sollen das Verhalten der Beteiligten interpretieren. Das KPS-Modell gibt dabei ein hilfreiches Schema vor, welche Faktoren bei der Interpretation eine Rolle spielen. Wie Sie das Modell genau anwenden, erklären wir in diesem Blogbeitrag.

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Eine französische Mitarbeiterin geht zu ihrer deutschen Kollegin ins Büro, um ein Schwätzchen zu halten, da sich beide inzwischen gut verstehen und ein freundschaftliches Verhältnis pflegen. Sie steckt den Kopf durch die Tür und fragt, ob die Kollegin gerade Zeit habe. Die Deutsche antwortet: „Nein, gerade nicht.“ und wendet sich wieder ab. Die Französin ist wie vor den Kopf gestoßen. Sie denkt den ganzen Tag darüber nach, was sie getan hat, dass die Deutsche so beleidigt reagiert.

Interpretation der Situation mit dem KPS-Modell

Für die Interpretation der Situation bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Sie können das Verhalten nämlich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Die drei wichtigsten Perspektiven sind in der Regel: Kultur – Person – Situation. Die Analyse anhand dieser Methode wird auch als KPS-Modell bezeichnet, das von Leenen und Grosch erarbeitet wurde.

1. Person

Bezieht man das Verhalten auf die Person, wäre die Erklärung, dass die deutsche Mitarbeiterin die Französin augenscheinlich nicht mag und sie für aufdringlich hält. Sie reagiert unhöflich und zeigt ihre Abneigung offen.

2. Situation

Zieht man die Situation als Erklärung heran, könnte die Argumentation folgendermaßen lauten: Die deutsche Kollegin ist im Stress und muss eine knappe Deadline einhalten. Eventuell hat sie auch persönliche Themen, die ihr auf die Laune schlagen – zu wenig geschlafen, familiäre Sorgen, Probleme in der Partnerschaft – die Möglichkeiten sind unbegrenzt.

3. Kultur

Als dritte Möglichkeit ziehen Sie kulturelle Unterschiede zur Deutung der Situation heran. Eine mögliche Argumentation könnte lauten: Es entspricht dem deutschen Pflichtbewusstsein, sich an Zeitpläne zu halten – so werden auch für die Arbeit (selbst-)gesteckte Ziele möglichst eingehalten. Außerdem ist der deutsche Kommunikationsstil im Gegensatz zu anderen Kulturen sehr direkt und kann auf Personen mit einem anderen kulturellen Hintergrund unhöflich wirken.

Einfluss verschiedener Faktoren auf eine Situation

Natürlich sind die drei vorgestellten Faktoren nicht trennscharf und eine Situation kann durch mehrere Aspekte beeinflusst werden. Da Menschen vieldimensionale Wesen sind, lässt sich das Verhalten nicht unbedingt nur auf einen Faktor zurückführen. Aber das KPS-Modell kann ein gutes Raster sein, um Situationen schnell zu analysieren und besser einordnen zu können. 

Mehr über die Methodik in der interkulturellen Zusammenarbeit erfahren Sie auf unserem Blog.

Die Carl Duisberg Centren bieten eine Vielzahl an Interkulturellen Trainings für Unternehmen an. Wenn Sie mehr über unsere Angebote erfahren möchten, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme