Doing business with India – so klappt die internationale Zusammenarbeit
Schon seit vielen Jahren verlagern deutsche Unternehmen einzelne Geschäftstätigkeiten nach Indien. In vielen Branchen – allen voran IT – hat die direkte Zusammenarbeit mit Menschen in Indien zugenommen. Viele Unternehmen haben erkannt, dass es sinnvoll ist, Outsourcing-Prozesse von Anfang an gut vorzubereiten und zu begleiten. So bauen Sie Vertrauen auf und fördern gegenseitiges Verständnis. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, welche Fallstricke lauern und wie Sie die deutsch-indische Zusammenarbeit von Anfang an erfolgreich gestalten.
Zeitverständnis in Indien vs. Deutschland ⏰
Zeit wird in Indien anders wahrgenommen als in Deutschland. Das äußert sich z. B. in der Sprache: In verschiedenen indischen Sprachen wird für „morgen“ und „gestern“ dasselbe Wort benutzt. Für sehr kleine Zeiteinheiten gibt es gar keine eigene Bezeichnung, so dass Begriffe aus dem Englischen genutzt werden, oft aber lediglich mit der recht ungenauen Bedeutung „(sehr) kurze Zeitspanne“.
In Deutschland sind langfristig vereinbarte, feste Termine selbstverständlich. In Indien ist dies eher unüblich. Zwar werden Termine ausgemacht, jedoch wird eher in Zeitspannen als genauen Zeitpunkten gedacht. Unser Tipp: Lassen Sie sich den Termin kurz vorher noch einmal bestätigen, da sich die Situation kurzfristig ändern kann. Unter Umständen kam etwas dazwischen, was Vorrang vor dem Termin hat. Verspätungen und Fristüberschreitungen werden in Indien eher toleriert.
Aber Vorsicht: Auch in Indien ist bekannt, dass in Deutschland Pünktlichkeit sehr wichtig ist. Daher wird von Ihnen vermutlich absolute Pünktlichkeit erwartet.
Hierarchie und klare Führung in Unternehmen 📈
In Deutschland sind Hierarchien in vielen Unternehmen flacher geworden. Selbstbestimmtes Arbeiten und Führung auf Augenhöhe werden von vielen Mitarbeitenden geschätzt und erwartet. In Indien ist dies anders: Führungspersonen sind hier dafür zuständig, klare Anweisungen zu geben und Fortschritte im Auge zu behalten. Sie überwachen und kontrollieren deutlich engmaschiger als das hierzulande üblich ist.
Auf der anderen Seite haben Führungskräfte in Indien aber auch eine große Verantwortung für ihre Mitarbeitenden. Sie müssen bei Bedarf Unterstützung anbieten – etwa wenn die Anweisung noch nicht ganz klar ist oder Fragen bestehen. Zudem sind die Mitarbeitenden von ihren Führungskräften stärker abhängig als in Deutschland – da es in Indien keine Arbeitslosenversicherung gibt, sind Fachkräfte viel mehr auf das Wohlwollen ihrer Vorgesetzen angewiesen, um ihren Job nicht zu verlieren.
Der Status und die Stellung von Menschen in Indien machen sich auch durch den Umgang mit Zeit bemerkbar: So kommen wichtige Personen häufig zu Terminen zu spät und lassen die Anderen warten – dadurch unterstreichen sie ihren Status als vielbeschäftigte, wichtige Persönlichkeit, die sich trotzdem die Zeit nimmt, Termine wahrzunehmen.
Familie als Einstieg in den Small Talk 👨👩👧👦
Die Familie ist in Indien das erste und wichtigste Small Talk Thema. Seien Sie also nicht überrascht, wenn Sie von bis dahin Unbekannten nach Ihrem Familienstatus gefragt werden: Ob Sie verheiratet sind, ob Sie Kinder haben, ob Ihre Eltern noch leben – dies ist für viele Menschen in Indien ein Hinweis darauf, mit wem sie es zu tun haben, und ob man Ihnen vertrauen kann. Schließlich ist es wichtig, den Menschen hinter der Positionsbeschreibung kennenzulernen.
Es ist außerdem durchaus möglich, dass familiäre Verpflichtungen Vorrang vor dienstlichen Aufgaben erhalten. Es gibt in Indien kein Sozialsystem, wie wir es in Deutschland kennen. Gibt es also einen schweren Krankheitsfall in der Familie, so wird erwartet, dass alle unterstützen. Dies erfordert einiges an Spontanität seitens des Arbeitgebers.
Indirekte Kommunikation 💬
Bei der Kommunikation mit Menschen in Indien sollten Sie sehr aufmerksam sein. Nicht alles, was in unseren Ohren zustimmend klingt, ist auch so gemeint: Wird auf eine Frage hin das Thema gewechselt oder erhält man eine ausweichende Antwort, so ist dies in der Regel als Nein zu verstehen.
Vorsicht auch bei der Körpersprache: Das typisch indische „Kopfwackeln“ kann als Zustimmung gelesen werden – es wird aber in den unterschiedlichsten Zusammenhängen verwendet: als Signal, dass man etwas nicht weiß, als höfliche Ablehnung aber auch als Bestätigung. Im Zweifelsfall fragen Sie lieber noch einmal nach.
Diese Form von indirekter Kommunikation ist für uns Deutsche nicht einfach. Oft fällt es uns schwer, zwischen den Zeilen zu lesen um die wahre Intention unserer Gesprächspartner herauszuhören.
In unseren Blogartikeln sind wir auf das Thema der indirekten Kommunikation bereits genauer eingegangen:
• Ja, nein, vielleicht – was meinen sie denn?
• Direkte und indirekte Kommunikation und ihre Auswirkungen
Wenn Sie mehr zur Zusammenarbeit mit Indien erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen unser Interkulturelles Training im Juni 2024.