„Für meine Arbeit als Trainerin hat mir die interkulturelle Trainerzertifizierung eine große Breite an Erkenntnissen und Werkzeugen geliefert.“
Interview mit Emily Verhee, Projektmanagerin Interkulturelle Trainerzertifizierung
Die interkulturelle Trainerzertifizierung vermittelt theoretisches und praktisches Wissen, um interkulturelle Trainings zu planen und durchzuführen. Seit Ende 2023 betreut Emily Verhee das Zertifizierungsprogramm der Carl Duisberg Centren für interkulturelle Trainerinnen und Trainer. Neben ihren eigenen internationalen Wurzeln ist sie selbst auch Absolventin der Ausbildung. Im Interview berichtet sie von ihren Beweggründen, ihren Erfahrungen und ihrer beruflichen Reise.
Emily, wie kamst Du auf die Idee, Dich als interkulturelle Trainerin zertifizieren zu lassen?
Als Franco-Britin mit über 20 Jahren Lebens- und Arbeitserfahrung im Ausland, darunter in Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Schweden und Frankreich, verspürte ich den Wunsch, meine Fähigkeiten und meine Leidenschaft für kulturelle Vielfalt auf professionelle Weise zu vertiefen.
Während meiner vielfältigen Erfahrungen wurde mir klar, wie entscheidend interkulturelle Kompetenz in Organisationen und der Gesellschaft ist. Ich wollte dazu beitragen, interkulturelle Kompetenz zu fördern und brauchte dafür noch das passende Fundament: eine hochwertige Ausbildung, die mit einem fundierten Trainingsansatz die erforderlichen Werkzeuge in die Hand gibt.
Wie konntest Du das Gelernte nach der Ausbildung für Dich einsetzen?
Für meine Arbeit als Trainerin hat mir die interkulturelle Trainerzertifizierung eine große Breite an Erkenntnissen und Werkzeugen geliefert. Von den theoretischen Grundlagen der interkulturellen Kompetenz, wirkungsvollen Kommunikationsstrategien bis hin zu kulturspezifischen Trainingsmethoden – ich habe das Gelernte unmittelbar in meine Trainings integriert. Die Zertifizierung ermöglicht mir heute auf individuelle Bedürfnisse meiner Auftraggeber einzugehen und meine Trainings noch effektiver zu gestalten.
Aber auch persönlich konnte ich von der Ausbildung sehr profitieren: Nachdem ich jahrzehntelang in einer interkulturellen Umgebung gelebt habe, half mir das Lernen der Theorie, viele alltägliche Situationen zu verstehen, die zu Missverständnissen führten, die ich mir selten erklären konnte. Ich hatte so viele Aha-Momente, das hatte ich tatsächlich im Vorfeld nicht erwartet.
Welcher Aha-Moment ist Dir am meisten im Gedächtnis geblieben?
Als ich in Deutschland ankam und lange Zeit danach, wollte ich bei meinen Mitmenschen freundlich rüberkommen. Neue Bekanntschaften begrüßte ich gern mit „la bise“, also einem Wangenkuss. Sehr oft habe ich eine überraschte Reaktion bemerkt und habe mir gedacht „sie könnten schon lockerer sein“… bis mir später bei der Trainerzertifizierung klargeworden ist, dass es in Deutschland anders interpretiert wird. Generell ist Nähe und Körperkontakt im deutschen Alltag weniger üblich ist als es in Frankreich der Fall ist. So hatte ich meine Mitmenschen manchmal in Verlegenheit gebracht und das war natürlich nicht meine Absicht.
Was hat Dich dazu bewogen, von nun an als Weiterbildungsmanagerin zu arbeiten?
Der Wechsel zur Position als Weiterbildungsmanagerin war für mich eine natürliche Entwicklung meiner beruflichen Reise. Durch meine Erfahrungen als interkulturelle Trainerin kenne ich die Bedeutung von qualitativ hochwertigen Weiterbildungen in diesem Bereich. Ich habe jetzt die Chance, mein Fachwissen in der Entwicklung von interkulturellen Trainingsprogrammen weiter zu vertiefen, aber auch, es an neue Trainerinnen und Trainer weiter zu geben. Es ist eine aufregende Gelegenheit, meine Leidenschaft für interkulturelle Kompetenz auf eine neue Ebene zu heben und einen positiven Einfluss auf das Wachstum der Mitarbeitenden und Organisation zu nehmen.
Was möchtest Du angehenden Trainer*innen, die sich für die Ausbildung entscheiden, mit auf den Weg geben?
Diesen Schritt einzugehen, ist sowohl für die/den zukünftige*n Trainer*in, aber auch für den Teilnehmenden als Persönlichkeit außerordentlich bereichernd. Das Gelernte eröffnet Horizonte und damit das Verständnis für die unterschiedlichsten Kulturen dieser Welt. Teilnehmende lernen enorm viel über sich als Person, ihre eigene Kultur, welche Vorurteile sie mit sich trägt, und vieles mehr. Es ist also eine großartige Gelegenheit, ein differenziertes Selbstbild im Spiegel zu entdecken und darüber zu reflektieren.
Besonders wenn man sich für das Thema interkulturelle Kompetenz interessiert und bereits Erfahrungen gesammelt hat, ist es eine Freude, tief ins Thema einzutauchen und sich fachlich und didaktisch damit weiterzubilden. Es ist eine wertvolle Erweiterung seiner beruflichen Kompetenzen.
Im Juni 2024 startet bei den Carl Duisberg Centren ein neuer Online-Zertifizierungslehrgang für interkulturelle Trainer*innen. Nähere Informationen dazu finden Sie auf unserer Website.